Drusenreich |
LE CHIEN
QUI LIT |
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Drusenreich
– Teil 4 "Drusenreich" bedeutet, dass
Sie, liebe Leser, je nachdem, wie Sie den Inhalt dieser Seite beurteilen, von
den verschiedenen Bedeutungen des Wortes "Drusen" die ihnen passend
erscheinende auswählen können. |
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Lfd.Nr. |
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1.
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Der Deutsche
Wald: jenseits von Gut und Böse? |
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2.
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Themenliste zu
meiner Blogseite http://beltwild.blogspot.com/ |
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3.
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Rezension: Lexikon der populären Irrtümer |
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4.
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Ausbeutung
oder Konsumverzicht: Recht, gerecht, oder richtig? |
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5.
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Kondratieff,
Rothbard und der Sacco di Roma |
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6.
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THE ICEBERG
READING OF AN ICEBERG LECTURE (über: Die Schatten der Globalisierung /
Globalization and its Discontents" von Prof. Joseph Stiglitz) |
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Drusenreich
- Teil 4 |
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7.
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8.
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Nur die totale Entfesselung des
Kapitalismus rettet unsere Umwelt! |
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9.
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IN THE
MACCHIA OF SPECIAL INTERESTS – A WELL OF CLEAR-CUT ANALYSIS? Bemerkungen zur Studie „THE ISRAEL LOBBY
AND U.S. FOREIGN POLICY“ der US-Politologen John J. Mearsheimer und Stephen
M. Walt und zu den publizistischen Reaktionen darauf |
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Drusenreich – Teil 6 N. N. |
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N. N. |
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N. N. |
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Eingestellt am: 15.10.04 Textstand vom: 29.10.07 |
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In einem Forum von Bündnis90/Die Grünen u. d. T.
"Alt und Jung - Zukunft gemeinsam gestalten" (==>)*
hatte ich am 14.10.04 den (hier leicht veränderten) nachfolgenden Text zur
Debatte gestellt. Da mich in meiner "Sozialphilosophie" mehr und
mehr die Frage der Vereinbarkeit von Fortschritt [den ich in diesem
Zusammenhang nicht als zunehmenden Wohlstand, sondern einfach als fortschreitende
wissenschaftlich-technologische Entwicklung verstehe; in diesem Sinne war z.
B. auch die Sowjetunion weit "fortgeschritten" (Stichwort:
Raumfahrt), obwohl ökonomisch rückständig], Umwelt(schonung), Gerechtigkeit
und Wohlstand (gewissermaßen ein "magisches Viereck" des
gesellschaftsbezogenen Denkens) in den Vordergrund tritt, und weil die u. g.
Überlegungen Teilaspekte davon anhand konkreter Situationen analysieren,
scheint es mir gerechtfertigt, den Text hier in meinem "Drusenreich"
zu konservieren. Vielleicht kann er auch jenen als Einstieg in mein
RENTENREICH dienen, denen der dortige Text
zu lang (oder der Gestus zu ironisch) ist. * Das Forum "Alt und
Jung: Zukunft gemeinsam gestalten "
wurde ca. 10 Tage nach meinem Beitrag bereits geschlossen. Vielleicht ist das
der Grund, weshalb keine Reaktionen erfolgt sind. |
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Gerechtigkeit für Familien ist, heute jedenfalls, nicht einfach eine
Frage von Idealen, sondern direkt praxisrelevant (Stichwort
"Geburtenrückgang"!). Im Zusammenhang mit einer Analyse der
Voraussetzungen und Folgen einer (teilweisen) Einführung des Kapitaldeckungsverfahrens
für die (gesetzliche) Rentenversicherung auf meiner Webseite RENTENREICH (Vorsicht: langer Text J!) habe ich auch die Frage der
(finanziellen) Gerechtigkeit für Eltern untersucht. Die m. E. beste
theoretische Fundierung dafür wäre die Postulierung eines
"Humankapitalsparrenditeanspruchs" bzw., da zweckmäßig nicht erst
ex post zu zahlen, eines "Humankapitalsparrenditenachteilsausgleichsanspruchs"
(ja, ja, ist ein langes Wort ... J) für Eltern in Deutschland. Human- und Sachkapital (sowie Boden und
"Unternehmungsgeist") sind die für die Produktion von Gütern und
Dienstleistungen üblicherweise als notwendig aufgeführten Faktoren (und
natürlich Wissen, das man sich allerdings als zum Humankapital gehörend vorstellen
kann). Streng ökonomisch betrachtet dürfte unser "demographisches
Problem" daraus resultieren, dass zwar das Humankapital selbst (also die
Arbeitnehmer) für ihre Arbeit (sowie auch für ihre Ausbildung aufgewendete
Arbeit) bezahlt werden. Diejenigen jedoch, die das "Humankapital"
überhaupt erst "produziert" und mit großen Kosten aufgezogen haben
(wobei bekanntlich die indirekten Kosten – Verzicht auf Berufstätigkeit i. d.
R. der Mutter – oft weitaus größer als die direkten Aufwendungen sind)
erhalten dafür keine angemessene Vergütung. Es ist deshalb wirtschaftlich nur
konsequent, wenn immer weniger Paare bereit sind, Kinder aufzuziehen. Diese Sicht der Dinge erschließt uns auch einen
Trittbrettfahrereffekt, der in der öffentlichen Diskussion (soweit mir
bekannt) bisher nicht erörtert (oder darf man sogar sagen: "erfolgreich
verdrängt"?) wurde. Es sind nämlich nicht nur die kinderlosen Rentner,
welche von der "Humankapitalproduktion" der Eltern profitieren
(wofür die Politik sie derzeit allmählich – und prinzipiell durchaus zu Recht
– an die Hammelbeine kriegen will). Die größten Nutznießer der
Aufwendungen der Eltern sind die Kapitalbesitzer, die ohne das Humankapital,
also die (früheren) Kinder, als, wie die Wirtschaftswissenschaft formuliert:
"Komplemente des volkswirtschaftlichen Kapitalstocks für den Produktionsprozess"
keinerlei Gewinne / Renditen / Zinsen erzielen könnten (und sogar, wenn sie
selbst nicht arbeiten, elend verhungern müssten). Trotzdem leisten sie keinerlei
Zahlungen an die Eltern (bzw., wenn man Kindergeld usw. als jedenfalls
teilweise auch aus Kapitalertragssteuern finanzierte Leistungen verstehen
will, keine entfernt angemessene Zahlungen). Eine zumindest theoretisch
elegante und saubere Lösung wäre also die Erhebung einer
"Humankapitalbereitstellungssteuer" auf alle Kapitalerträge. Der
Erlös daraus wäre (zweckmäßig während der Zeit der Kinderaufzucht) an die
Eltern zu transferieren, wobei aber dieser Transfer nicht als (eine zwar
wünschenswerte, aber nicht grundsätzlich zu beanspruchende)
"Sozialleistung", sondern eben als
"Renditenachteilsausgleich" (mit gleichwertigem Rechtsanspruch wie
der Renditeanspruch der Kapitalbesitzer) sowohl zu verstehen als auch zu
benennen wäre. Denn diese Zahlung ist schließlich der Ausgleich dafür, dass
die anderen dasjenige Geld, was die Eltern in ihre Kinder
"investieren" (bzw. nicht verdienen können, weil sie in der Familie
unbezahlt arbeiten) müssen, auf die Hohe Kante legen und also Zinsen
kassieren, oder aber dem Konsum zuführen können. Ein derartiger Ausgleich
wäre gerecht (vom Begründungszusammenhang her vielleicht sogar noch gerechter
als z. B. die "Tobinsteuer" auf spekulative Finanzgeschäfte), und
zugleich wäre das eine praktische Lösung für die absehbaren demographischen
Probleme der Rentenfinanzierung. Mir scheint indes, dass
die Gerechtigkeit (und soziale Zweckmäßigkeit) (nicht nur) hier in einen
Konflikt mit der umweltpolitischen Zweckmäßigkeit gerät. Man kann den
Rückgang der Geburtenrate in den (meisten) Industriestaaten schließlich auch
als einen (unbewussten) Akt der gesellschaftlichen Umweltvernunft (vermittelt
durch gesellschaftliche Mechanismen, die "eigentlich" gar nicht
diese Zielsetzung haben) begreifen. Dann aber wäre alles, was eine Förderung
des Kinderkriegens bewirkt, durchaus kontraproduktiv (gar: "widernatürlich"?).
(Das gilt entsprechend natürlich auch für die Einwanderung.) Es würde mich
interessieren, welche Meinung die anderen Forenteilnehmer zu dieser Frage
bzw. Problematik vertreten. Am Rande sei noch vermerkt, dass mir , wie ich ebenfalls in meinem o. a. "Nessay " näher ausgeführt habe, das Engagement der "Grünen" für das Kapitaldeckungsverfahren (Stichwort: "Riester-Rente") im Widerspruch zu deren umweltpolitischer Zielsetzung zu stehen scheint. Die Befürworter des Kapitaldeckungsverfahrens, darunter insbesondere Prof. Hans-Werner Sinn, glauben ja, mit Hilfe des Kapitaldeckungsverfahrens (u. a.) die inländische Investitionsquote steigern zu können und hoffen, dass dadurch letztlich die Produktion gesteigert und im Ergebnis ein höher Konsum der Rentner (im Vergleich zu einer sonst aufgrund der demographischen Entwicklung geringere Rente) ermöglicht wird (vgl. das Rentengutachten der Wirtschaftswissenschaftler von 1998). Eine erhöhte Produktion dürfte jedoch einerseits einen erhöhten Umweltverbrauch nach sich ziehen (auch wenn natürlich die Ressourcennutzung im Zuge der technologischen Entwicklung verbessert wird). Zum anderen gerät aber auch die Politik dann in den Zugzwang, Investitionen zu fördern und nicht (und sei es auch aus guten umweltpolitischen Gründen) zu behindern. Da is dann nix mit Reiseverkehrssteuer, wenn die Renditen erst einmal direkt für die Rentner erkennbar (z. B.) aus den Erträgen des Frankfurter Flughafens fließen (sollen)! |
Nur die totale Entfesselung des
Kapitalismus rettet unsere Umwelt! |
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... und hier, liebe Netznestnutzer,
Gelegenheiten satt zum Seitensprung:
[1] Das ganze "Denial"-Konzept stammt aus der Erforschung des
psychologischen Umgangs mit Krebs. Näheres dazu z. B. in dem Aufsatz "Denial
and minimization in advanced cancer" von Mary L.S. Vachon, RN, PhD, Link ==>, wo es u.
a. heißt: "Thirty years ago, Dr. Avery Weisman wrote in 'On Dying and
Denying' of three orders of denial. In first-order denial the individual denies
the main facts of the illness. Second-order denial may appear after the
diagnosis is accepted; the individual denies the significance or implications
of the illness. In third-order denial there is an inability to believe that the
illness will result in death – the person believes he or she will remain in
this incapacitated state forever.".