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LE CHIEN
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am 14.07.2003; Stand: 30.10.2009
Gliederung,
vorläufig:
I.
Allgemeine Werke über Keramik; Lexika
II.
Majolika, einzelne Epochen: Allgemeine Werke [hier
auch: Historismus, Majolika heute]
III.
Majolikasammlungen in einzelnen Ländern;
Ausstellungs- und Bestandskataloge von Museen u. ä.; Privatsammlungen.
IV.
Auktionskataloge
V.
Sonstiges
(Reisef., einz. Orte, Werkst., Künstler und anderes)
VI.
Belletristik
VII.
e-Texte
I. Allgemeine Werke über Keramik; Lexika [é] [ê] |
1.
Die
im Verhältnis zu Deutschland deutlich größere Beschäftigung mit italienischer
Majolika in den englischsprachigen Ländern ist eingebettet in ein weitaus
größeres Interesse an Keramik insgesamt. Da wundert es nicht, dass man dort
große Bände über die Geschichte der Keramik herausbringt. Manchmal werden die
ins Deutsche übersetzt. So z. B. "Keramik. Vom gebrannten Ton zum
Porzellan". Untertitel: "Eine Stilgeschichte durch vier
Jahrtausende". Die 2. deutsche Ausgabe – ein richtiges 'Trumm',
manche Antiquariate würden dieses 35cm-Buch schon als "Folio"
bezeichnen – erschien 1980 (immerhin – das Buch hat es also auf
mindestens 2 Aufl. in Dtld. gebracht!) (Dt. EA 1977). Das Original war
bereits 1968 unter dem Titel "World Ceramics" herausgekommen.
Die Illustrationen auf den 352 Seiten sind zwar zahlreich, aber nur selten in
Farbe. Herausgeber ist Robert J. Charleston; den Text hat ein
Autorenkollektiv (sage ich mal so schnoddrig) geschrieben, d. h. ausgewiesene
Fachleuten des jeweiligen Sachgebietes. Sehr informativ, mit Glossar und
Register versehen und mit einer brauchbaren Bibliographie (eine Seite zwar
nur, aber bei dem großen Buchformat und der verwendeten kleinen Drucktype
passt da schon eine ganze Menge darauf!). Schön, dass auch die "Keramik
der Naturvölker" mit einem eigenen Kapitel vertreten ist. |
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2.
Sozusagen
den (englischen) Titel umgedreht hat man für das Buch "Ceramics of
the World". UT: " From 4000 B. C. to the Present". Das ist
zwar vom Format her deutlich kleiner, lässt uns aber auf 399 Seiten in einem
wunderbaren Farbenrausch schwelgen. Ungern nur werde ich dir untreu, Bella Italia.
Doch jene chinesische "Thousand-Flower-Vase" auf S. 351 (und Schutzumschlag)
wäre schon ein Scheidungsgrund. Oder als Kontrast, wenig farbig und in einem
streng geometrischen Stil, die attische Urne auf S. 50 ... . Aber dann
entdecke ich auf S. 172, was ich in Büchern und Katalogen über Majolika zwar
gelegentlich erwähnt, aber kaum jemals abgebildet finde: jene sienesische
Keramikdekoration auf schwarzem Hintergrund, die für mich zur attraktivsten
Majolika überhaupt gehören (S. 172). Sind die in den Museen so selten
vertreten, oder ist mein Geschmack so weit von der Norm entfernt? Non lo so,
pero, mi piacciono molto. Dieses Objekt ist im British Museum in London zu
besichtigen: ach, wer dahin reisen könnte ... . (Rasmussen, Hamburg, – s.
unten – bringt ebenfalls eine Abbildung dieses Typs: Farbtafel VII, S. 19).
Erschienen ist dieser Pracht-Bildband 1992 in New York, "printed
and bound in Italy", aber "Photographs Copyright 1991 Kodansha
Ltd., Tokyo" und "Copyright 1991 Arnoldo Mondadori ...
Milano". Das Buch, als dessen "General Editors" Lorenzo
Camusso und Sandro Bortone fungierten, stellt anscheinend eine
Kompilation aus den italienischen Werken "La Ceramica Europea" von
Henri-Pierre Fourest, "La Ceramica dell'Estremo Oriente" von John
Ayers, Madeleine Paul-David und Adolfo Tamburello, "La Ceramica
Antica" von Jon Boardman und "La Ceramica Islamica" von Geza
Fehervari dar, die sämtlich anscheinend in Koproduktion bei Kodansha (Tokio)
und Mondadori (Mailand) erschienen sind. Die Bibliographie (S. 395 ist etwas
knapp ausgefallen, aber einige Seiten "Glossary" gibt es auch hier.
Die einleitenden Texte zu den jeweiligen Kapiteln sind mit zeichnerischen
Darstellungen charakteristischer Formen versehen. Wer also etwa bei der altgriechischen
Keramik schon immer wissen wollte (aber sich nie zu fragen traute), wie ein
"mastos" aussieht, kann hier (auf S. 44) diskret nachschauen. Ein
Grund zum 'Fremdgehen' wären die türkischen "Iznik-Keramiken" (S.
147 – 149).
'Kälter' ist deren Farbgebung, als die farbenfrohe italienische Majolika des
"Istoriato"-Stils, vorwiegend mit blauer und roter Farbe auf weißem
Grund gemalt – und doch auf ihre eigene Art ebenfalls wunderschön. (Von denen
besitzt übrigens auch das Frankfurter Museum für Kunsthandwerk einige hübsche
Stücke!) Jedoch muss ich der Versuchung widerstehen, meine Seiten mit Wegweisern
in alle Welt zu überfrachten. Leineneinband
und Fadenheftung verstehen sich bei beiden Büchern von selbst. Bei den
"Ceramics of the World" ist– interessantes Feature für Bibliophile
– der ohnehin stabile Schutzumschlag an Unter- und Oberkante nach innen
gefaltet und dadurch ziemlich gut vor Einrissen geschützt. Irgendwann
wird freilich selbst der angloamerikanischen Welt das Bücherangebot zur
Keramik zu viel – und dann landet die Restauflage in Deutschland beim
Remittenden-König, von wo 1998 ein Exemplar an seinen endgültigen und schicksalhaften
Bestimmungsort gelangte. |
|
3.
Bevor
ich nunmehr (hier und bei der folgenden Ziffer) 2 Werke einführe, die den
Begriff "Fayence" im Titel tragen, muss ich wohl erläutern, was
"Fayence" mit "Majolika" zu tun hat. Das Fayence-Lexikon
(vgl. nächste Ziffer) macht es sich einerseits zu einfach und verwirrt uns zugleich.
Wenn es nämlich dort zum Stichwort "Majolika" heißt: "Älterer
Name für Fayence. ... Im Gegensatz zu Fayence wurde der Dekor der Majolika
ausschließlich in Scharffeuerfarben und Lüster ausgeführt". – fragt sich
der aufmerksame Leser, was denn nun gelten soll: ältere Bezeichnung für die
gleiche Sache oder andere Bezeichnung für etwas anderes? Richtig
ist sicher, wenn (beim Stichwort "Majolika, Karlsruhe") mit Bezug
auf die Karlsruher Majolika Manufaktur festgestellt wird, dass die
Bezeichnung "Majolika" in den meisten Publikationen ungenau für
keramische Erzeugnisse unterschiedlicher Art gebraucht wird. Das gilt vielleicht
auch für die "viktorianische Majolika", "nordamerikanische
Majolika" und andere als "Majolika" bezeichnete Keramik des
19. und 20. Jh. Eine
saubere Unterscheidung bietet dagegen Gustav Weiß im "Ullstein
Fayencenbuch. Eine Kunst- und Technikgeschichte der Fayencen mit
Markenverzeichnis" an. "Majolika
und Fayence sind nur insofern synonyme Begriffe, als beide Keramik mit
Zinnglasur, also mit undurchsichtiger Glasur, bezeichnen". "Als
'echte' oder 'Scharffeuerfarben-Fayencen' bezeichnet man die
Töpfererzeugnisse mit deckender zinnhaltiger Glasur, bei denen die Malerei
mit weichen Konturen während des Brandes in die Glasur eingesunken ist".
Das wäre sicherlich eine begrifflich saubere Trennung, die jedoch in der
Praxis selten eingehalten wird. Die italienische Renaissance-Majolika ist
wohl immer "Majolika" in diesem engeren Sinne und wird meist auch
als solche bezeichnet. (Aber auch in anderen Ländern wurden zur
Renaissancezeit und später "Majoliken" im technischen Sinne
produziert.) Fayencen wurden etwa aber de Mitte des 17. Jh. (zusätzlich oder
ausschließlich) in einem anderen Verfahren bemalt, bei dem das Einschmelzen
der Farbe in die Deckglasur mit einer niedrigeren Brenntemperatur
durchgeführt werden konnte, was die Verwendung einer breiteren Farbpalette
ermöglichte. Doch
zurück zur Buchbesprechung "Weiß": Es ist 1970 bei Ullstein
erschienen, Format Groß-8°, gebunden, fadengeheftet und hat einen
Leineneinband. Die Tafelabbildung sind mehrheitlich in schwarz-weiß gehalten;
die Farbwiedergabe auf den 30 farbigen Tafeln ist akzeptabel. Diese mehr
äußeren Ausstattungsmerkmale hängen natürlich davon ab, was der Käufer für
ein derartiges Buch zu zahlen bereit ist. Textlich, in der
Informationsqualität, im sehr durchdachten Aufbau und in der
Veranschaulichung mit Zeichnungen, Landkarten, grafischen Übersichten und
Tabellen, ist das Werk vorzüglich. Hier war offenbar ein Kenner am Werke, der
den Inhalt seines Buches, soweit es an ihm lag, mit viel Liebe gestaltet hat.
Wie der Titel erkennen lässt, geht es um Fayencen allgemein, nicht speziell
um italienische Majolika. Dem entsprechend finden wir Kapitel über die
islamischen Fayencen einerseits und die europäische Fayencekunst
andererseits. Ausgegliedert – m. E. eine gute Idee – ist die "Geschichte
der Fayencetechnik", die auch für den Laien nachvollziehbar beschrieben
wird. Ein knappes Literaturverzeichnis ist vorhanden: Das Stichwortregister
ermöglicht bis zu einem gewissen Grad eine lexikalische Nutzung besonders
hinsichtlich Personen (Künstler) und Orten; Sachbegriffe sind allerdings nur
unvollständig nach nicht erkennbaren Kriterien aufgenommen (es fehlen z. B.
"Istoriato-Stil", "Muffelmalerei", "Scharffeuerfarben";
dagegen ist etwa "Mudejarstil" eingetragen). Im
Allgemeinen Teil wird die italienische Majolikageschichte sehr ausführlich
behandelt und mit einer Reihe von
Abbildungen illustriert (S. 61 – 93). Vorzüglich sind eine Tabelle der
italienischen Majolika-Stile mit Zeichnungen der charakteristischen
Dekorationselemente (S. 70/71) und eine Art "Landkarte" unter dem
Titel "Faenzas Einfluss auf Italien und Europa" (S. 92) af der die
Emigration Faentiner Töpfermeister nach anderen italienischen Orten, aber
insbesondere in außeritalienische Staaten, dargestellt wird. (Eine
allgemeinere kartographische Übersicht der "Verbreitung der
Fayencenkunst in Europa" – von den islamischen Einflüssen auf Spanien
und Italien bis zu den italienischen Einflüssen auf andere europäische Länder
und deren 'Weiterreichungen' dieser Technik – zeigt S. 94.) Die
Italienischen Majolika-Techniken der Renaissancezeit werden auf S. 246/246
geschildert, die Entwicklung der Glasurtechniken und der Leitfarben insgesamt
graphisch auf S. 247 (auf S. 255 erfasst eine sehr informative Tabelle der
"Glasuren und Dekortechniken, die in Europa erfunden wurden" auch keramische
Techniken außerhalb der Fayence). Klarheit über die Verwendung der
verschiedenen Begriffe versucht das Kapitel "Die historischen
Fayence-Sorten und Keramikgattungen" (S. 250 – 252) zu schaffen. Hier
erleichtert erneut eine illustrierte Darstellung (S. 251) das Verständnis:
"Querschnitte durch Glasur und Scherben" zeigt die einzelnen Schichten,
aus denen die jeweils benannte Ware (Halbfayence, Lüsterfayence, Echte
Fayence [also Majolika – vgl. S. 250] usw.) besteht. Ein
weiteres Kapitel, alphabetisch nach Städten geordnet und insoweit wie ein
Lexikon benutzbar, gibt kurze Informationen über die
"Fayencemanufakturen und Steingutfabriken mit ihren Marken", die –
wiederum ein erfreuliches Merkmal für die Benutzerorientierung dieses Buches
– auf einer doppelseitigen Europakarte eingetragen sind (S. 258/259). Die
gezeichneten Künstler- und Firmenmarken drängeln sich arg an der Seite, aber
der Fachmann, und wohl auch der fortgeschrittene Sammler, wird bei einschlägigen
Nachforschungen ohnehin zu Spezialliteratur greifen. Immerhin können Leser
dieses Buches die Signaturen auf ihren Dachbodenfunde schon mal oberflächlich
vergleichen – vielleicht hat der Urahn ja 'nen Teller aus der Faentiner
Werkstatt "Casa Pirota" von seiner Italienreise mitgebracht? In
Summa: das Buch bietet eine hervorragende Einführung in die geschichtliche
Einbettung der italienischen Renaissance-Majolika – deren Vorgänger und
Auswirkungen – und in die Majolika selbst. Wenn man ein wenig über die Fahne
(so nennen die Kunsthistoriker einen Teller-Rand) der "Majolika"
hinausblicken will, ist dieses Buch m. E. erste Wahl (und freilich
antiquarisch nicht für einen Spottpreis zu bekommen). |
|
4.
Wenn
ich allerdings im Laden das Buch von Weiß neben "Bruckmann's
Fayence-Lexikon", (UT:
"Majolika, Fayence, Steingut"; erschienen 1981) sehen würde,
und beide Bücher wären in Folie eingeschweißt und ich müsste die Wahl
treffen, würde ich nicht zögern zu letzterem zu greifen: Im Format ist es
etwas größer, vor allem aber deutlich dicker, und hat einen sehr viel
attraktiver gestalteten Schutzumschlag, mit Rot als dominierender Farbe.
Autoren hat es sogar zwei, (welche vom Verlag aber einer Erwähnung auf dem
Schutzumschlag nicht für würdig befunden wurden): Eleonore
Pichelkastner und Eckart Hölzl. Schlägt man das Buch dann freilich
auf und vergleicht die Seitenzahlen mit Weiß, stellt man erstaunt fest: beide
exakt 320 Seiten! Dickes Papier ist das Geheimnis des "Erfolges",
das vorliegende Buch aufzuplustern: Mehr sein als scheinen – mögen wir
eigentlich nicht so sehr. Dass sich unter dem Schutzumschlag kein Leineneinband
verbirgt, und auch dass der Rücken nicht in deutscher Tradition (Buchbinder-Tradition,
meine ich natürlich!) gerundet ist, sehen wir dem Lexikon nach. Es hat seine
Meriten. Zum einen die alphabetische Anordnung, die einen direkten Zugriff
erlaubt. Bei Weiß findet man zwar vieles direkt über den Index, aber doch
nicht alles, was man gerade wissen möchte. 64 Tafeln, davon die Hälfte
farbig, illustrieren eine Reihe von Stichworten, die auch Verweise auf die
Abbildungen enthalten. Außerdem gibt es Zeichnungen und Malermarken im Text. Allerdings
werden eine Reihe von Begriffen nur durch Text, nicht durch Abbildungen,
erklärt. Und manche à Verweise führen ins Nichts (z. B. der Hinweis
auf "Fürstenberg" unter dem Stichwort "Feilner"). Auch
einiges an Redundanz stört (gleicher Sachverhalt unter mehreren Stichworten
ausführlich erklärt, statt bloßer Verweis). Was den Sammler deutscher
Fayencen – im 18. Jh. gab es ja sehr viele Fayencemanufakturen in unserem
Land – freuen wird, empfindet der Majolika-Interessierte naturgemäß als
Nachteil: die ausführliche Behandlung deutscher Fayence-Manufakturen und
–Künstler (etwa die ganze "Hannong"-Familie) (was auch im Literaturverzeichnis
seinen Niederschlag findet). (Aber auch die Maler der italienischen Familie
"Grue", tätig in Castelli, sind verzeichnet.) Leider
haben sich eine ganze Reihe von Fehlern und Ungenauigkeiten eingeschlichen:
Kassel" wird als Residenzstadt in "Hessen-Nassau" bezeichnet.
Nicola da Urbino wird bei dem Stichwort "Fontana, Guido" Sohn von
F. genannt, kann aber allenfalls dessen Vater gewesen sein (zu "Urbino,
Nicola da" liest man dazu nur, dass U. in der Werkstatt von F.
gearbeitet habe). Bei "Spanien" ist von "der erst 1609 beendeten
Rückeroberung der verlorenen Gebiete" (von den Mauren) die Rede,
tatsächlich wurden zu diesem Zeitpunkt nur die letzten 'Maurisken' vertrieben;
die Eroberung der Halbinsel war bereits 1492 abgeschlossen. Zu dem Stichwort
"Valencia" ist – insofern wohl zutreffender – von einem
"Weggang der maurischen Töpfer (1609)" die Rede. Unter
"Türkei" lesen wir, dass die "Damaskus-Ware" "nach
Expertenmeinung" in Istanbul entstanden sei, bei
"Damaskus-Ware" wird Iznik als Entstehungsort angegeben mit dem
Zusatz "Nach anderer Auffassung wurde D.-W. in Istanbul erzeugt".
"Sgraffito" und "Sgraffiato" werden als identische
Begriffe behandelt, bei Weiß (S. 252) heißt es, dass "nach einer neueren
Gewohnheit" diese Begriffe mit unterschiedlichen Bedeutung verwendet
werden. Ebenfalls unter "Sgraffito" wird Champlevé-Technik als
"Ritzung eines nicht engobierten Scherbens ..." bezeichnet, beim
Stichwort "Champlevé" schreibt die Autorin (Frau Pichelkastner ist
lt. Klappentext Kunsthistorikerin und dürfte dem entsprechend für dieses
Stichwort verantwortlich sein; den keramisch-technischen Teil hat Hr. Hölzl
beigesteuert), dass Muster in die Engobe gekratzt werden. Trotz
allem finden sich aber auch in diesem Lexikon zahlreiche wissenswerte
Informationen, und in gewisser Weise ergänzen sich beide Bücher. Natürlich
ist für beide das Themenfeld "Fayencen" zu breit, um ausführliche
Angaben speziell über italienische Majolika zu erwarten, aber andererseits
schadet es dem Majolika-Interessierten sicher nichts, wenn er seine Blicke
über den Tellerrand der italienischen Renaissance-Majolika hinaus wirft. (Im
Lexikon findet sich auch das Stichwort "Wächtersbach", welches bei
Weiß fehlt. Selbst wenn "Wächtersbacher" Keramik im Nachbarort
Brachttal, Ortsteil Schlierbach, hergestellt wird, freut sich doch der Lokalpatriotismus
des Netzautors.) [So:
falls meine ganze Schreiberei keinen anderweitigen Nutzen haben sollte, habe
ich jetzt doch wenigstens zahlreiche neue Worte – Engobe usw. – für meine
Rechtschreibprüfungs-Datei eingeheimst!] |
|
5.
|
II.
Allgemeine Werke über Majolika, einzelne Epochen
[é] [ê] |
1.
Giuseppe
Liverani
(der zu dem Buch "Keramik. Vom gebrannten Ton zum Porzellan" – s. o.
– den kurzen Artikel über die italienische Majolika beigesteuert hat) ist
Autor des m. W. bislang einzigen größeren und farbig illustrierten Werkes
speziell über die italienische Majolika, das auch (1960) auf Deutsch
erschienen ist. Titel ganz einfach "Italienische Majolika". Das
italienische Original erschien 1958 u. d. T. "La Maiolica Italiana"
(die deutsche Ausgabe hat aus dem "c" ein "k" gemacht,
was wir stillschweigend berichtigen) und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
Liverani war Direktor des "Museo Internazionale
delle Ceramiche di Faenza" (MIC) (vgl. Linksammlung Majolika). Haptisch
betrachtet, also rein als Objekt "Buch", macht es einen etwas
merkwürdigen, kissenartigen Eindruck. Das liegt daran, dass die Bilder – mit
Ausnahme von 12 ungezählten schwarz-weiß-Tafeln in der Einleitung, auf das
dicke Papier aufgepappt sind – not exactly my favourite type of book. Auf 283
Seiten (davon 53 Textseiten) dieses leinengebundenen Werkes im 4°-Format
finden wir (nur) 83 Farbtafeln (von akzeptabler Qualität – für die damalige
Zeit) und, außer den 12s/w-Tafeln, auch noch einige eingeklebte s/w-Fotos.
Eine Bibliographie der allgemeineren Werke vermittelt einen brauchbaren Überblick
für den Laien, für den das Buch ja in erster Linie bestimmt ist. Namens-, Werkstätten-
und Sammlungsverzeichnisse helfen bei einer Suche nach bestimmten Inhalten.
Im Sammlungsverzeichnis sind auch die Abbildungen angegeben, die aus der
jeweiligen Sammlung in das Buch aufgenommen wurden. Als eine
"Hitliste" der Museen darf man das wohl nicht ansehen: die Bestände
des MIC in Faenza z. B. sind zweifellos über-, die Sammlung der Eremitage in
St. Petersburg ist deutlich unterrepräsentiert (was an dem seinerzeit
vermutlich schwierigen Zugang zu sowjetrussischen Kollektionen gelegen haben mag).
Bei den italienischen Sammlungen fällt mit einer größeren Zahl von Stücken
noch das Museo Nazionale del Bargello in Florenz auf. Unter den
Internationalen Museen ist das British Museum in London gut vertreten,
besonders aber das dortige Victoria and Albert Museum. Fast alle meiner
Lieblingsobjekte, die in diesem Band abgebildet sind, gehören diesem Museum:
Nr. 33, 46, 66 und 75. Das vielleicht berühmteste Stück dieser Sammlung, wenn
nicht sogar die berühmteste italienische Renaissance-Majolika überhaupt, ist
– wegen des Inhalts der Darstellung - die Nr. 45: der "Teller mit
malendem Vasenmaler", wie er hier bezeichnet wird (sonst auch
"Hochzeitsmaler" oder Majolikamaler
genannt). Anschauen können wir ihn übrigens auf der Webseite des -
Philadelphia Museum of Art (!). Auch
in der Innen- und Außendekoration italienischer Gebäude der Renaissancezeit
hat die Majolika eine gewisse Rolle gespielt. In erster Linie sind da die
Fliesenfußböden, besonders verschiedener Kirchen und Kapellen, zu nennen (die
Einzelstücke sind heute größtenteils in den Museen der Welt verstreut). Bei
Außendekoration denkt man sofort an die Bildhauerfamilie Della Robbia.
Giovanni della Robbia und Mitarbeiter haben in den Jahren 1525 – 1527 einen
herrlichen Skulpturenfries für das Ospedale del Ceppo in Pistoia angefertigt,
den man selten sonst, jedoch in diesem Buch umfangreich (Nr. 23 – 27, davon 4
Bilder über jeweils –2- Seiten!) abgebildet findet (eine Beschreibung, leider
keine Detailfotos, auf der Netzseite der Gemeindeverwaltung von Pistoia.)
Leider fand ich nur eine winzige Abbildung eines Teils der Fassade des Ospedale del Ceppo
mit dem Fries, der also noch heute an Ort und Stelle ist; ein klein
wenig deutlicher ist die Illustration auf der Netzseite der "Familie
im Web". Eine Detailaufnahme, nicht super - aber 'beggars
can't be choosers' -, spendiert uns das medizinische Labor eines gewissen Prof.
Manfredo Fanfani in Florenz. Wer mehr über diesen Fries wissen
möchte, braucht sich nur den Band V lfd. Nr. 12 der Zeitschrift
"Atlantic Terra Cotta" zu kaufen und findet dort den Aufsatz:
"OSPEDALE DEL CEPPO, PISTOIA 1514, with color supplement by Harry V. K.
Henderson" [freilich schon von 1923]. Alternativ kann er sie auch in der
Bibliothek der "St. Louis Building Arts Foundation"
einsehen, Abteilung Ceramics, welcher der Netzmeister diese bibliographische
Weisheit verdankt, und auf deren Eingangsseite uns übrigens ein in
Deutschland berühmtes Gemälde aus dem 19. Jh. mit der Darstellung eines 'Bookaholics'
empfängt. Well – das war'n bisschen viel über bzw.
ausgelöst durch "Liverani", gelle? Also weiter zum nächsten Werk! |
|
2.
In
der nächsten Abteilung mache ich mich ein wenig über ein (sowjetisches) Buch
lustig, bei dem der Preis auf dem Leinwandumschlag eingeprägt ist. Dabei ist
das gar nichts Neues: auf der Reihe "Handbücher der Königlichen
Museen zu Berlin" war er sogar vorn eingestanzt (einen
Schutzumschlag gab es bei dieser Reihe vermutlich nicht). 2,50 Mark hat der
Band "Majolika" des Autors Otto von Falke
gekostet: 1907 (2. Aufl.) allerdings. An dem leinengewandeten Werk mit
seinen 208 S. wäre buchtechnisch nichts auszusetzen, wenn es gebunden, oder
notfalls geklebt, wäre. Doch hat man – horribile dictu – in jenen Tagen
Bücher allzu gern und häufig mit Heftklammern geheftet (ähnlich wie heute die
Illustrierten). Auch wenn das Eisen in meinem Exemplar noch nicht oxydiert
ist: Klammerheftung bei Büchern ist eine hassenswerte Barbarei! Da
es jedoch ein Standardwerk der Majolikaforschung ist, langen (manche)
Antiquare ganz schön hin. Was ich bezahlt habe, verrate ich lieber nicht,
doch kann man für das Büchlein im Taschenbuchformat problemlos sogar das
Dreifache davon hinblättern (Näheres im Internet-Antiquariatskatalog www.zvab.de). Dafür braucht man sich
dann allerdings auch keine Sorgen über die Farbtreue der Abbildungen machen:
es gibt keine Farbtafeln und – mit wenigen Ausnahmen (z. B. Abb. Nr. 6)
–keine Photos. Dafür 'ne ganze Menge Zeichnungen, welche auch die
wesentlichen Details ganz gut rausbringen. Von Falke war ein anerkannter
Experte auf diesem Gebiet (der auch einige Verkaufskataloge von großen
Privatsammlungen erstellt hat) und gibt hier einen vorzüglich geordneten
Überblick. In Details mögen einige Informationen überholt sein, im großen und
ganzen geben seine Ausführungen aber einen wohl noch heute brauchbaren
Überblick über die Materie. Dieser Überblick ist weit gefasst: "Die
Stoffe und ihre Bearbeitung" und "Die geschichtliche Entwicklung
der Fayence" sind die obersten Gliederungsebenen; historisch-geographisch
beginnt die Übersicht im alten Orient und endet in Deutschland und der
Schweiz. Schwerpunkt des Buches ist aber die Majolika im engeren Sinne, also
die italienische, der etwa die Hälfte der Seiten gewidmet sind. Ein Register
mit Namen, Orten und Sachen ermöglicht einen gezielten Zugriff auf bestimmte
Informationen. Auf
S. 96 gibt von Falke einen kurzen Überblick der Sammlungen, ein
Museums-Ranking, so zu sagen, das teilweise auch heute noch Gültigkeit haben
dürfte. "An Reichtum und Gewähltheit sind allen anderen Sammlungen
überlegen das British Museum und das South Kensington Museum [heute: Victoria
and Albert Museum] in London". Danach folgte Paris (Musée Cluny, Louvre
und das Museum von Sèvres), dann Deutschland (Braunschweig mit Masse, Berlin
mit Klasse). (Bei keinem der Museen habe ich feststellen können, dass es
seine Majolika in größerem Umfang im Internet präsentiert. Sollte ich etwas
übersehen haben, bin ich für entsprechende Hinweise dankbar.) Die nicht
aufgeführte Eremitage muss auch damals schon einige schöne Stücke besessen
haben, wurde aber vermutlich erst durch die kommunistische Revolution zu
Lasten der früher auch in Russland vorhandenen Privatsammlungen so richtig
aufgefüllt, und inzwischen haben natürlich auch amerikanische Sammler und
Museen bei demjenigen Material zugegriffen, das aus Privatsammlungen in der
Zwischenzeit noch auf den Markt gekommen ist. Über die italienischen Bestände
meint v. Falke: "Der heutige Besitz Italiens reicht an die genannten
Sammlungen nicht heran und ist in Lokalmuseen zersplittert. Wenig
umfangreiche, aber doch sehr beachtenswerte Sammlungen sind n Venedig (Museo
Correr), Arezzo, Mailand (Brera, Museo artistico municipale) Florenz
(Bargello), Neapel (San Martino), Bologna (Museo civico, Padua, Parma, Pesaro
(Ateneo pesarese), Ravenna, Loretto [dort gibt es m. W. eine große Sammlung
von Apothekengefäßen aus Majolika], Faenza, Turin". Die Majolikasammlung
des MIC (Museo Internazionale delle Ceramiche) dürfte mittlerweile weit nach vorn,
vielleicht sogar an die erste Stelle in Italien, gerückt sein. |
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3.
Den
Stil des Historismus mag ich nicht sonderlich, auch wenn man mittlerweile die
Bauten aus dieser Epoche (z. B. im Frankfurter Westend) sogar schon als
Ensembles unter Denkmalschutz stellt. Eine Muschelschale mit Groteskendekor,
wie die Nr. 23 des Kataloges "Im Sinne der Alten ... .
Italienische Majolika des Historismus." von Petra Krutisch
(unter Mitwirkung von Johanna
Lessmann, früher Braunschweig – vgl. Herzog Anton Ulrich-Museum im
Kapitel "Majolikasammlungen", jetzt bzw. im Zeitpunkt der
Ausstellung Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg) würde freilich gut zum
Kirschbaum-oder-was-auch-immer-Furnier unseres Gründerzeit-Vertikos passen.
Die Ausstellung fand 1995 im Weserrenaissance-Museum Brake (das liegt in der
Nähe von Lemgo und Detmold, im einstigen Kleinfürstentum Lippe), statt, als
Darstellung einer "Renaissance der Renaissance" im 19. Jahrhundert.
Mit meiner (partiellen) Aversion gegen den Gründerzeitkitsch bin ich
allerdings nicht mehr auf der Höhe der Zeit. "Zu Zeiten, als der
Historismus noch weitgehend als kitschig oder gar schlecht verschrien war,
war es durchaus möglich, mit überschaubarem finanziellen Aufwand auf dem
internationalen Kunstmarkt interessante Objekte zu erwerben" heißt es im
Katalog über das anonyme Sammlerehepaar, aus dessen erst ab ca. 1975
aufgebauten Beständen die meisten der gezeigten Objekte stammen. Anders
gesagt: inzwischen schätzt man den Historismus (jedenfalls der Kunstmarkt
schätzt ihn – sicherlich nicht uneigennützig) durchaus höher ein. Die
Muschelschale, strahlt gewiss eine verspielte Fröhlichkeit aus. Und auch wenn
der Groteskendekor auf den Tellern Nr. 19 – 22 etwas überladen wirkt, ist er
immerhin geschmackvoller bemalt als die meisten vergleichbaren Teller aus der
1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Trotzdem:
verglichen mit den guten Stücken der Blütezeit hat die Zeichnung etwas
Starres, Mechanisches, Kaltes (z. B. Nr. 1, 18, 29), auch allzu
biederbürgerliches (z. B. Nr. 12, 27) und meist sind die Stücke in Zeichnung
und – soweit vorhanden – keramischem Dekor so überladen wie vergleichbar die
türmchengekrönten Wohn- und Villenbauten jener Epoche (z. B. Nr. 4 +, 45; Nr.
47). Die ganze Produktion hat etwas Zerhacktes, Technisches,
Maschinengetaktetes, verglichen mit dem fließenden, gewissermaßen
bio-rhythmischen Schwingen der Renaissance-Dekore. Insofern könnte bei dem
Design des Historismus von einem "malerisch verbrämten Konstruktivismus"
sprechen. (Kommt mir dieser Kunststil nur deshalb in den Sinn, weil er nicht
lange nach dem Historismus auftrat, oder war er vielleicht im Keim
tatsächlich schon im Historismus angelegt?) Als
treffendste Charakterisierung für die
Majolikamalerei des Historismus, verglichen mit derjenigen der
Renaissancezeit, kommt mir der Begriff "seelenlos" auf (aber nicht
über) die Agnostikerlippen. Gleichwohl kann man in unserer schnörkellosen
Zeit auch an der Majolika-Malerei des Historismus Gefallen finden. So freut
sich auch, wer sich den Schreibsekretär von Abraham oder gar von David Röntgen
nicht leisten kann, schon über sein nicht einmal besonders herausragendes
Gründerzeit-Vertiko eines namenlosen Schreinermeisters. Der
Katalog präsentiert, nach Manufakturen geordnet, auf 147 S. im Format
Groß-Oktav (kartoniert) 60 Stücke, durchgängig in Farbabbildungen, und
bietet jeweils einführende Texte und ein ausführliches Literaturverzeichnis. |
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4.
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III.
Majolikasammlungen in einzelnen Ländern; Ausstellungs-
und Bestandskataloge von Museen u. ä.; Privatsammlungen [é] [ê] |
1.
Alfred
Nicolaevich Kube wird
in dem aufwändigen, großartigen Bildband "Italian Maiolica XV – XVIII
Centuries", UT: "State Hermitage Collection", als
Verfasser des genannt. Allerdings ist er bereits 1941 im damals von den
Deutschen belagerten Leningrad gestorben. Jedoch hat er die umfangreiche
Einführung erstellt, die fast unverändert übernommen wurde, und den ursprünglichen
Katalog, den die Herausgeberin O. Mikhailova, unterstützt von E. A.
Lapkovskaya (der englische Text lässt nicht erkennen, ob das ein Mann
oder ebenfalls eine Frau ist), aktualisiert hat. Auf
114 ganzseitigen Farbtafeln (106 gezählte, plus 4 Doppelseiten auf
Ausklapptafeln) präsentieren sich in atlasformatiger Größe und hervorragender
Druckqualität die (auch im internationalen Vergleich) herausragenden Objekte
aus der Majolikasammlung der St. Petersburger (bzw. seinerzeit: "Leningrader")
Eremitage. [Eine
Reihe davon werden/waren vom 7.6. – 26.10.2003 in Italien im Internationalen
Keramikmuseum in Faenza zu sehen (sein)] Das 1976 in Moskau
erschienene Buch ist sichtlich mit viel Liebe (und zweifellos auch mit großen
Kosten: im Kapitalismus ginge das nicht ohne Sponsor) gestaltet worden; es
bleiben beinahe keine Wünsche offen (das einzige was vermisst er – ist ein
Register). Auf
knapp 60 Seiten (bzw., da der Text jeweils auf Russisch und Englisch – dieser sogar auf der rechten Seite! -
gegenübergestellt ist, auf knapp 30 S.) findet der Leser zunächst umfassende
Informationen über die Entwicklung der italienischen Majolika-Herstellung und
die verschiedenen Zentren, in denen dieses Kunsthandwerk konzentriert war.
(In der Regel – Venedig macht eine Ausnahme – entstanden die Werkstätten in
der Nähe entsprechender Rohstoffvorräte, also Tongruben.) Vom
buchkünstlerischen Standpunkt (und vom Lesernutzen her) ist freilich nicht
die Einführung als solche das Besondere, sondern der Umstand, dass der
(englische) Text am (linken) Rand durch 'thumbnail'-Abbildungen der
Sammlungsobjekte, gleichfalls farbig, illustriert wird, wobei die Nummern des
Tafelteils angegeben sind, also einen direkten Zugriff erlauben. Auch die
Anmerkungen sind nicht an den Schluss verbannt (wo der Laienleser sie sowieso
meist nicht nachschlagen würde), sondern jeweils stellennah am
(gegenüberliegenden) Seitenrand. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis ist
selbstverständlich; wiederum außergewöhnlich dagegen, dass am Schluss die
Sammlungsobjekte teilweise noch einmal als 'thumbnail'-Bilder gezeigt werden,
und zwar zur Darstellung der lokalcharakteristischen Dekorationsmerkmale nach
Herstellungsorten gruppiert. Zwar ist auch der Tafelteil selbst in gleicher
Weise geordnet, doch hier hat man noch einmal die wesentlichen Merkmale auf
einen Blick. Auf einer weiteren Ausfalttafel ist eine schönen Italienkarte*
von Iacobo Castaldo (1570) reproduziert; darin hat die Herausgeberin die
Majolika-Zentren eingetragen, um dem Leser eine Vorstellung von deren Lage zu
geben. In
summa: dies ist vielleicht nicht nur das schönste Buch in meiner Sammlung zum
Thema "Majolika", sondern in meinem Bücherschrank überhaupt. Da hat
sich der real existiert habende Sozialismus mal von seiner besten Seite
gezeigt – würde ich sagen, fürchte indes, dass Sie mich dann gleich für einen
Kryptokommunisten** halten (obwohl ich doch in Wahrheit ein postanthropozentrischer
Progressist bin – wenngleich von denen bislang vermutlich der einzige, jedenfalls
unter dieser Bezeichnung). Gekostet
hat es, wenn ich den Aufdruck im Schutzumschlag richtig deute, 16 Rubel und
58 Kopeken. Hinten ist der Preis auf dem Leineneinband noch einmal
eingeprägt; daraus muss man wohl Rückschlüsse auf die weniger sozialen Seiten
des neuen sozialistischen Menschen ziehen, bzw. auf die Ununterdrückbarkeit
kapitalistischer Instinkte in jedem System ... . So stößt mein
majolikaseliger Traum wieder hart an die Scherben im Lebens-Raum ... . *
falls Sie sich nicht nachsagen lassen wollen, dass Sie keinen grauen Schimmer
von solchen Karten haben, können Sie auf den Webseiten der Universitätsbibliothek
Amsterdam eine
s/w-Abbildung der – eigentlich farbigen – Landkarte anschauen. (Dort die Nr. 36
anklicken, eine direkte Verlinkung zur Karte habe ich aus irgendwelchen
Gründen nicht zustande gebracht.) **Frechheit
der US-Softwareschmiede: will doch die Rechtschreibprüfung von
"Word" glatt einen "Kryptonkommunisten" aus mir machen! |
|
2.
Während
das Buch von Kube et al. die erlesensten der insgesamt 500 Petersburger
Sammlungsstücke einem breiten Publikum in einem auch buchkünstlerisch
adäquaten Rahmen präsentieren will (mit nur knappen Begleittexten zu den
Abbildungen), hat sich Johanna Lessmann die über 900
Majolikaobjekte des Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museums vorgeknöpft
und in einem großformatigen Katalog von 623 S. versammelt (1979).
[Zu Lessmann vgl. auch oben den Katalog
Majolika des Historismus] Das ist ein Werk für die Wissenschaft
(und die Fachleute im Kunsthandel), weniger für den interessierten Laien.
Einigen ganzseitigen Farb- und s/w-Tafeln am Anfang folgt der eigentliche
Katalog mit meist 3 kleineren Bildern pro Seite und dem Text direkt daneben
zugeordnet. Diese schematische "one size fits all"-Darstellung ist
u.a. wegen der recht unterschiedlichen Größe der Teller oder Schalen (Gefäße
sind meist in einem etwas größerem Format wiedergegeben) unbefriedigend und
sorgt dafür, dass das ästhetische Vergnügen beim Durchblättern des Buches
nicht grenzenlos wird. Es erschwert eine anschauliche Vorstellung, wenn etwa
die Platte Nr. 244 mit ihren knapp 49 Zentimetern sich mit derselben 8 x 8 cm
Abbildung begnügen muss, wie ein Napf von nur etwa 13 cm Größe (Nr. 132). Der
Hamburger Katalog von Rasmussen (s. unten) ist da flexibler, hatte aber auch
nur gut 200 Eintragungen zu arrangieren. Bei über 900 Objekten in
Braunschweig wäre das wohl sehr schwierig geworden. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis
sowie ein Register hat dieser Museumskatalog natürlich auch. Eine gute Idee
sind die Zeichnungen der Formprofile (S. 586 ff.). Bei der Beschreibung der
Stücke ist jeweils die Nr. des entsprechenden Formprofils angegeben, so dass
man sich die Objekte – mit etwas Phantasie – auch dreidimensional vorstellen
kann. Aber hauptsächlich sind die Profilangaben wohl für wissenschaftliche
Vergleiche gedacht. Eine weitere Besonderheit ist ein Motivregister
("Ikonographisches Verzeichnis"), mit z. B. 10 Eintragungen für
"Leda mit dem Schwan" (naiv der Teller 264, etwas plump die
Darstellung auf Schale 835, dagegen ist 516 die dreisteste Nummer). Der allzu
große Anteil an "Istoriato"-Malerei, also malerischen Darstellungen
(meist) von antiken Sagenmotiven, macht die Sammlung etwas langweilig, zumal
sie kaum mit besonders herausragenden Exemplaren aufwarten kann. Da
genügt es wohl, wenn man das Katalogheft "Italienische Majolika"
des Herzog Anton Ulrich-Museums hat. 32 Abbildungen (davon leider nur fünf in
Farbe) geben mit Vorwort und Beschreibungen einen für den Liebhaber
hinreichenden Einblick in die Braunschweiger Bestände. Der
einleitenden Sammlungsgeschichte ist übrigens zu entnehmen, dass auch die
bayerischen Herzöge in München Majoliken angekauft haben, die sich heute dort
im Residenzmuseum und im bayerischen Landesmuseum befinden sollen. Gesehen
habe ich sie noch nicht; mir ist auch nicht bekannt, dass ein Katalog davon
existieren würde (Museumsbesuch mal vormerken 'für wenn wir wieder nach
München kommen'). ('Damals, als man noch für 15,- DM ein schönes Wochenende
kaufen konnte, war das freilich attraktiver als heute, wo man für ein halbes
schönes Wochenende 28,- € hinlegen muss: ach ja, die gute alte Zeit ... .) Entsprechendes
gilt für das Württembergische Landesmuseum in Stuttgart. Das kündigt allerdings
auf seiner Internetseite für das Jahr 2004 die Eröffnung eines speziellen
Keramikmuseums in Ludwigsburg an; da wird man die Majoliken dann hoffentlich
sehen können. |
|
3.
Nicht
von Pappe ist – wenngleich es im Gegensatz zu Lessmanns Buch nicht
leinengewandet daherkommt, sondern bloß kartoniert – der Katalog "Italienische
Majolika" des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg
(1984). Auf 346 S. präsentiert uns Jörg Rasmussen 225
Stücke (einschließlich einiger Scherben). Dazu kommen – wie auch bei Lessmann
– noch die Abbildungen einiger bei der Auslagerung im Krieg verloren
gegangener Objekte. (Anders als in Braunschweig, wo anscheinend ein Kenner
"zugegriffen" hat, sind hier aber wohl keine besonders
schmerzlichen Verluste zu beklagen.) Der Hamburger Kollektion merkt man an,
dass sie nicht von Barockpotentaten, welche sich selbst für kunstkundig hielten,
zusammengekauft, sondern von Kennern (insbesondere um 1900 von dem damaligen
Museumsleiter Dr. Justus Brinckmann) zielstrebig angekauft wurden. Manches
schöne Stück spendierten auch wohlhabende Gönner. Ich selbst kenne die
Sammlung nicht in natura, aber sicherlich lohnt – was immer davon ausgestellt
sein mag - sie eine Besichtigung. Auch in diesem Katalog sind die besten
Exemplare auf (16) ganzseitigen Farbtafeln vorangestellt, untermischt mit dem
Textteil zur Sammlungsgeschichte. Darin schildert der Verfasser, wie schon
damals die Mittelbeschaffung für die Museen schwierig war, so dass sie bei
Auktionen häufig das Nachsehen gegenüber privaten Sammlern hatten. Macht aber
nichts: früher oder später wandern die besten Stücke doch ins Museum – wo
dann das meiste in den Tresoren verschwindet. Mancher Mäzen stiftet seine
Kollektion (in Deutschland ist das allerdings bei großen Majolikasammlungen
nicht geschehen); andere Sammlungen werden versteigert, und dann greifen natürlich
(auch) die Museen zu: irgendwo treibt man meist doch etwas Geld auf. Die
Zeit der berühmten Privatsammlungen ist auf diesem Gebiet wohl vorbei. In
Deutschland sollen überhaupt nur noch 2 – weniger berühmte – existieren. Eine
davon in Berlin, die auch bereits ausgestellt und in einem Katalog von Tjark
Hausmann publiziert wurde: |
|
4.
Tjark
Hausmann
ist auch der
Autor des Kataloges "Majolika und Fayence" (Berlin
1986, kartoniert, Groß-Oktav). Hier stellt sich eine ehemalige Privatsammlung
vor, und zwar die von Rolf Lahr. Unter den 90 Stücken sind auch eine Reihe
von (meist französischen) Fayencen, aber der Schwerpunkt der Sammlung (65
Majoliken) liegt doch im italienischen Bereich. Nicht nur zu seinen Lebzeiten
hat der Sammler als Diplomat und Staatssekretär im Auswärtigen Amt seinem
Land gedient. Er hat sogar seine Sammlung den Staatlichen Museen
Preußischer Kulturbesitz – hier: dem Kunstgewerbemuseum – vermacht. Nicht
alle Objekte sind abgebildet, aber es gibt immerhin 16 vorzüglich gedruckte
Farbtafeln, und auch die s/w-Abbildungen sind in angemessener Größe
wiedergegeben. Sein
Sammlervirus hat aber andere Politiker offenbar nicht infiziert, und deshalb
mangelt es unserer Politik heute an Farbigkeit. Die bloße Bimbesbeschaffung
ist eben eine blasse Beschäftigung. |
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5.
Ich weiß, lieber Leser, dass ich Ihre Geduld
bislang auf eine harte Probe gestellt habe. Die ganze Zeit schon wollten Sie
doch wissen, wo denn Allvater Goethe bleibt. Majolika ohne
Goethe? Unvorstellbar! Das wär' ja wie Blasmusik ohne Tröte! Fündig wird der
Majolikafreund (aber bitte nur der sittlich gereifte!) z. B. in den "Erotica
und Priapea aus den Sammlungen Goethes", herausgegeben und erläutert
von Gebhard Femmel und Christoph Michel, mir in 2. Auflage ("Sonderausgabe",
das heißt immer ein nicht sonderlich schönes, aber dafür wenigstens
bezahlbares Buch) von 1993 vorliegend. Da macht Jo auf Jupiter (Nick
Knatterton würde rattenscharf kombinieren: "vor Einführung des
Christentums: gab also seinerzeit noch keine Missionare!")
Hoppe-Hoppe-Reiter, während (auf einer anderen Schale) Semele sich schon mal
hienieden ausspreizt, um die Englein im Himmel von jenen Freuden singen zu
hören, welche Händel ihr erst im Jenseits zubilligt: "Endless pleasures,
endless love, Semele enjoys above". Da aber der Jupp soeben von oben
runter kommt, können wir uns auch vorstellen, dass sie ihn gerade fragt
"Can I assuage thy pain?". Sicher ist nur, dass das Stadium von
"On her bosom Jove reclining / Useless now his thunder lies" noch
nicht erreicht ist. Die Kunst ist der Raum der Deutung, und dass uns dieses
Bild Deutungsspielraum lässt, beweißt, dass wir es mit Kunst und nicht mit
frühneuzeitlicher Tarn-Pornographie zu tun haben. Im übrigen haben die Verfasser noch die obligate
Leda (die mit dem Schwanenhals) und die gleichfalls gängige Geburt der Venus
in den Katalog der Erotica aufgenommen, welche sich freilich mehr (Venus)
oder weniger (Leda) im Rahmen der (sofern sie in antikem Gewand daherkam)
schon immer erlaubten künstlerischen FK-Kultur halten. Zur Ehrenrettung des Schöpfers von Meister Iste
stellen die Herausgeber des Katalogs immerhin fest, dass er Majolika ganz
allgemein als Teil seines ausgedehnten Sammlerinteresses aufkaufte, nicht
etwa gezielt einschlägige Darstellungen aus einschlägigem Interesse. Nur 2 –
3 eindeutig zweideutige Exemplare von 100 Majoliken der Goetheschen Sammlung
– das ist ja auch wahrhaftig keine auffällige Häufung, welche uns Goethe als
post actum therapiebedürftigen Erotomanen erscheinen lassen könnte. (Die
Seelenklempner mögen das vielleicht anders sehen: die - wie die gelegentlich
auch die Kirchen - verdienen schließlich daran, dass sie krumm biegen, was
gerade ist!) |
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6.
Ob von Goethes anderen Majolikaobjekten einige
bei Elisabeth Reissinger zu sehen sind ("Italienische
Majolika, Kunstsammlungen zu Weimar. Bestandskatalog Kunst und Handwerk Band
2") vermag ich nicht zu sagen, weil ich dieses Buch weder besitze
noch autopsiert habe ("autopsiert" sage ich, um der Gerichtsmedizin
ihr faktisches Monopol über dieses Wort zu entwinden). Noch weniger weiß ich,
wo man seine Sammlung findet, falls sie dort nicht zu finden sind.) |
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7.
Das
"Museo Internazionale delle
Ceramiche" (MIC) in Faenza,
Italien, wurde Anfang des 20. Jh. gegründet, um die ruhmreiche
Keramiktradition dieser Stadt in Erinnerung zu rufen und wieder zu beleben.
Näheres über die Museumsgeschichte und diejenige der Faentiner Keramik kann
man z. B. in dem Katalog "Keramik aus Faenza. Vom Mittelalter zur
Gegenwart" nachlesen, der eine 1987 in Innsbruck und Salzburg
veranstaltete Wanderausstellung begleitete. Die 113 Ausstellungsstücke decken
den ganzen Zeitraum von der gotischen Periode über Renaissance, Barock,
Historismus usw. bis heute ab; da bleibt nicht allzu viel Raum für die
Majolika der Blütezeit, also des 16. Jahrhunderts. Immerhin ist der Teller
Nr. 24, dessen Abbildung auch den Umschlag ziert, ein herrliches Exemplar.
Kurze Begleittexte geben einen guten Überblick über die technische und
stilistische Entwicklung der Faentiner Keramik und 2 Seiten Begriffserläuterungen
lassen den Laien nicht im Regen stehen, wenn ihm Objekte etwa als solche aus
der "Famiglia floreale-gotica" präsentiert werden. |
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8.
Eine
Auswahl aus den tschechischen Sammlungen (in Prag und anderen Orten
Tschechiens) präsentiert uns der ruhmreiche Prager Verlag Artia (wer kennt
nicht den herrlichen Bildband "Prag, ein fotografisches Bilderbuch"
von Karel Plicka, besonders schön in den älteren Ausgaben mit Sepiatönung?).
"Italienische Majolika" lautet der Titel des 1960
erschienenen Buches mit 40 S. Text (Einführung und knappe Erläuterungen zu
den Bildern) von Jirina Vydrova und Aufnahmen des bedeutenden
Fotografen Josef Ehm. Das Lexikonformat erlaubt eine großzügige
Wiedergabe mit 64 ganzseitigen s/w-Abbildungen, wohl in Kupfertiefdruck (für
die Wiedergabe von Bildern bringt diese Drucktechnik keinen Vorteil, aber bei
plastischen Gegenständen – Architektur, Skulptur, Landschaftsaufnahmen –
bringt er m. E. die räumliche Wirkung besser zur Geltung als vergleichbare
s/w Hochglanz-Kunstdrucke (vgl. hier z. B. den Deruta-Pokal Nr. 28!).
Farbtafeln gibt es außerdem, aber nur 8: zum Glück, muss man sagen, denn die
Farbqualität ist katastrophal. In meinen Augen das schönste Stück ist die Nr.
13 (eine als "Waschbecken" bezeichnete Schüssel mit abgesetztem
Fuß, deren edle Formen die Kunst des Fotografen hervorhebt, indem er sie von
der Seite präsentiert. |
|
9.
An
herausragenden Artefakten eher arm sind die ungarischen Majolikasammlungen,
die uns Ilona Pataky-Brestyanszky in dem Buch "Italienische
Majolikakunst", UT "Italienische Majolika in ungarischen
Sammlungen" (Budapest 1967), vorstellt. Zwar 'nur' im Oktav-Format, ist
das Buch als solches liebevoll gemacht. Die umfangreiche Einführung (ca. 70
S. enthält eine Umrisszeichnung Italiens mit den Majolikazentren (S. 14),
gezeichnete Übersichten der Gefäßformen mit zugehörigen Bezeichnungen (S. 16)
und typische Profile von Tellern und Schüsseln. 2 Seiten (20/21) sind der
zeichnerischen Darstellung der klassischen Dekore mit den zugehörigen Bezeichnungen
(Quartieri, alla porcellana, Trofei usw.) gewidmet. Da könnte sich
Bruckmann's Fayence-Lexikon 'ne Scheibe abschneiden! 71 s/w-Abbildungen werden
hinreichend ausführlich kommentiert, ebenso die 24 Farbtafeln, deren Qualität
zwar besser ist als im vorigen Bildband (Vydrova/Ehm), die aber von einer
farbtreuen Wiedergabe gleichfalls noch um einiges entfernt sein dürften.
Ausnehmend schöne Exemplare sind die Nr. 7 und 8. Die waren zwar früher mal
in Ungarn (im Besitz des Renaissance-Königs Matthias Corvinus), gehören aber
heute zur Sammlung des Viktoria and Albert Museums in London. Die Briten
wussten schon, was was wert war! Die Amis natürlich auch: Das Objekt Nr. 16
aus dem Königsservice ist nach Kalifornien emigriert. Ausgrabungs-Scherben
gibt's auch zu sehen, doch sind ihnen jeweils auch Rekonstruktionen
gegenübergestellt, welche dem Laien eine Vorstellung von der einstigen Pracht
der zerdepperten Teller geben. Hervorzuheben
wäre vielleicht noch die Nr. 37 mit einer erotisch-mythologischen
Darstellung, doch ist diese Istoriato-Malerei fast völlig identisch mit
derjenigen auf der Schüssel Abb. 93 bei Kube. Letztere scheint feiner gemalt
zu sein und war vielleicht das Vorbild; da jedoch die Darstellung im
vorliegenden Buch nur s/w und kleiner ist, kann man verlässliche Aussagen
wohl nur anhand besserer/größerer Fotos (oder natürlich bei einem Vergleich
der Originale) machen. |
|
10.
Nachtrag
23.05.09 12,95
Euro kann man schon dafür ausgeben, für den Versand bei jokers.de (wenn man
Glück hat und ein versandkostenfreies Angebots-Wochenende erwischt): für den
Majolika-Katalog „Götter, Helden und Grotesken. Das Goldene Zeitalter der Majolika“,
herausgegeben von Rainer G. Richter
(hier
die Verlagsseite dazu). Es handelt sich um einen Ausstellungskatalog des Kunstgewerbemuseums Dresden (2006,
Schloss Pillnitz), und zugleich ist es ein Bestandskatalog, d. h. wir sehen
hier alle Stücke der Dresdner Sammlung. Viel mehr ist das Werk auch nicht
wert. Aber wieso denn nicht? Es ist doch ein wunderschönes Buch, Atlasformat,
Rundrücken, kein Leineneinband zwar aber der glanzfolienkaschierte
Pappeinband mit einer herrlichen großen Abbildung einer Majolikaschale (Nr.
131 des Katalogs) verziert. Über 300 S. hat das 30 cm hohe Werk, und es ist
durchgängig farbig bebildert. Die Abbildungen sind auch nicht in
Briefmarkengröße und auch nicht alle gleich groß, sondern nach Objektgröße
bzw. Wichtigkeit unterschiedlich. Äußerlich
gibt es also nichts zu bemängeln an dem Buch (jedenfalls nicht für den Laien;
fachliche Besprechungen – z. B. auf den Webseiten „Ebensolch“ und „Sehepunkte“ finden
natürlich immer den einen oder anderen Kritikpunkt.) In dieser Hinsicht wäre
sogar der Neupreis von 39,90 Euro noch ein Schnäppchenpreis. Enttäuschend
(andererseits auch wieder nicht: denn wenn die Dresdner Sammlung irgendwelche
herausragenden Stücke besäße, hätte ich das vermutlich schon mitbekommen) ist
freilich die künstlerische Qualität der knapp 400 Objekte. Nun überrascht es
nicht, dass Sachsen bzw. Dresden finanziell im 19. und 20. Jahrhundert mit
den Museen z. B. in Berlin nicht mehr mithalten konnte. Und im 18.
Jahrhundert, in welchem auch die großartigen Gemälde – Raffaels Madonna usw.
– von Italien nach Dresden kamen, wurden tatsächlich auch einige schöne
Barockkannen usw. aus der Manufaktur in Castelli angekauft. Ansonsten hat man
es aber gehalten wie auch einst die Braunschweiger Fürsten: Masse statt
Klasse angekauft. Das
Buch dürfte einiges an staatlichen Zuschüssen gekostet haben. Insoweit bin
ich einigermaßen gespalten in meiner Bewertung: Einerseits
freue ich mich, meine Bildersammlung bzw. Büchersammlung in Sachen Majolika
um einen zweifellos opulenten Bildband zum Schnäppchenpreis erweitert zu
haben. Andererseits
muss ich mich als Steuerzahler schon fragen, ob es hier, in qualitativer
Hinsicht, „value for money“ gibt – oder ob man unsere Gelder nicht allzu
leichtfertig für etwas hingegeben hat, was in künstlerischer Hinsicht den Aufwand
einfach nicht wert ist. |
IV.
Auktionskataloge [é] [ê] |
1.
Was
kostet diese ganze Pracht und Herrlichkeit? Verglichen mit einem Bild von van
Gogh gar nicht mal so viel. Jedenfalls 1979 finden wir im Auktionskatalog
"Important Italian Maiolica" von Christie's für den 02.07.1979 z.
B. eine eiförmige Vase mit "gotischem" Dekor aus Faenza (Nr. 1) mit
4.000,- - 6.000,- engl. Pfund geschätzt, also beim damaligen Kurs von ca. 4,-
DM für ein Pfund ca. 16.000,- - 24.000,- DM. Die hatte ich zwar damals so
wenig wie heute den Gegenwert in Euro, und wenn ich sie hätte, wüsste ich
noch einiges andere damit anzufangen. Aber wer genug Geld hat, und damals beherzt
zugegriffen hätte, wäre heute sicherlich schon um einiges reicher. Ein
Albarello aus Palermo, ca. 30 cm hoch und jedenfalls von edler schlanker Form
(Nr. 34) sollte nur 1.500,- bis 2.000,- Pfd. kosten. Wer dem Stromer Peleus
beim Wegziehen eines (ohne nichts verhüllenden) Schleiers von der
schlummernden Meergöttin Thetis zuschauen wollte, hätte den Teller (Nr. 39)
mit ein wenig Auktionsglück zum Schätzpreis von 4.200,- bis 4.800,- Pfd.
ersteigern und dann etwa als Obstschale nutzen können. Äpfel z. B. machen
sich bestimmt gut da drauf. * Um
einiges teurer ist freilich das schönste Exemplar der Auktion (Nr. 143), mit
hellblauen Menschen- und Tierfiguren auf dunkelblauem Grund sowie
Dekorelemente in Grün- und Brauntönen (eine Erholung für das Auge nach all
dem Gelb der späteren Istoriato-Malerei). Der Schätzpreis wurde nur auf Anfrage
genannt und dürfte also noch deutlich über den 12.000 – 20.000 Pfund gelegen
haben, mit denen man die Katalognummern 140 und 144 einschätzte. Dieser Teller
stammte allerdings auch aus der berühmten Sammlung Richard Zschille, und ist
bemalt von einem der wenigen namentlich bekannten Majolikamaler, einem
gewissen Zoan Maria. Von einem anderen, bekannteren Künstler soll der Teller
Nr. 38 bemalt worden sein: Francesco Xanto Avelli. Satte Grüntöne erfreuen
das Auge, wenn man die Abbildung anschaut - oder etwa 8.000,- – 10.000,- Pfd.
für's Original hingeblättert hätte. Man staunt indes, dass die hier
dargestellten dünnen und steifen Figürchen von dem gleichen Maler stammen
sollen, der auf den Schalen Nr. 73 ff. bei Kube kraftvoll-raumfüllende
Renaissancemenschen dargestellt hat (Highlight in der Eremitage-Sammlung ist
die Nr. 76, eine politische Allegorie auf den "Sacco di Roma"). Farbabbildungen
und Spitzenstücke machen sich allerdings rar auf den 80 S. des kartonierten
Kataloges im Format Groß-Oktav. (Trotzdem sind solche Kataloge im
Antiquariatshandel meist nicht billig.) *
Es wäre eine dankbare Aufgabe für eine(n) gutsituierte(n) Mäzen(in), die
Herausgabe eines Bildbandes "Erotika auf Majolika" zu finanzieren
(ich habe nicht systematisch recherchiert, vermute aber, dass es so etwas
noch nicht gibt). Nicht wegen eventueller voyeuristischer Leserinteressen:
eine Generation, die mit Fiona Pitt Kethley
ihre Reisen in die italienische Unterwelt absolviert hat, können die nude
sdraiate der einschlägigen Majolikamalereien gewiss nicht mehr auf- oder gar
erregen. Vielmehr wäre es ein interessantes Mosaiksteinchen zur Sitten- also
Sozial- und Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts, dessen Änderungen im
moralischen Klima (Stichwort: Gegenreformation; eine wissenschaftlich
fundierte Schilderung dieser Wandlungen z. B. bei Monica Kurzel-Runtscheiner
in "Töchter der Venus. Die Kurtisanen Roms im
16. Jh.") sich auch in diesem Bereich widerspiegeln dürften. |
|
2.
Heute
braucht man nicht unbedingt einen Papierkatalog: Bei Christies
das Stichwort "maiolica" in den "lot finder" eingeben,
und schon spuckt der PC alle Hinweise – einige sogar mit Bildern – auf die
aktuellen Auktionsangebote aus. Den
gleichen Service bietet natürlich Sotheby's. |
3.
|
V.
Sonstiges (Reisef., einzelne Orte, Werkst., Künstler u.
a.) [é] [ê] |
1.
Italien,
du hast es besser! Nicht nur produzierst du an zahlreichen Orten noch heute
Majolika. Dein ruhmreicher Automobilclub Touring Club Italiano (TCI), der
auch die herrliche Reihe der roten Reiseführer (Guide Rosse) publiziert, hat
in seiner Reihe "Guide tematiche" unter dem Titel Le città
della ceramica sogar einen Spezialführer zu den Keramikstädten
herausgebracht. "Maioliche e porcellane in Italia 28 località 100
manifestazioni 1000 artigiani 60 musei e scuole" lautet der Untertitel,
und das Buch will ein "guida che valorizza e porta a conoscenza della
tradizione ceramica italiana" sein. (Das Buch wäre eigentlich ein Grund, wieder mal
die Frankfurter Buchmesse und dort speziell den TCI-Stand zu besuchen. Die
Frage ist nur, ob die uns Barbaren solche Spezialreiseführer überhaupt
mitbringen?) Weitere
Informationen kann der Leser auf der Webseite der Vereinigung italienischer
Keramikstädte Ceramicsonline
(Buchbesprechung) oder beim Touring Club
Italiano (mehr "technische" Infos: 128 S. usw.)
einholen. |
|
2.
Nachtrag
09.12.06: Wer wissen will, was man im 18. Jh. über Maolika (nicht) wusste,
kann dies online in der "Oekonomische[n] Encyklopädie
oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft"
erfahren, wenn er unter dem Stichwort "Fayance" (sic!) nachschlägt.
Es handelt sich um eine "der umfangreichsten
Enzyklopädien des deutschen Sprachraums. Das von J. G. Krünitz begründete
Werk erschien 1773 bis 1858 in 242 Bänden und stellt eine der wichtigsten
deutschsprachigen wissenschaftsgeschichtlichen Quellen für die Zeit des
Wandels zur Industriegesellschaft dar. Im Rahmen eines von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Digitalisierungsprojektes wird 'der
Krünitz' an der Universitätsbibliothek Trier in
Form einer XML/SGML-konformen und recherchierbaren elektronischen
Volltextversion zugänglich gemacht." |
|
Nachtrag
30.10.09 3. Volker Mehnert verdanken wir
einen längeren Bericht auf FAZ.net (vom 26.10.2009) über die in Lissabon. Azulejos [das portugiesischsprachige
Wikipedia-Stichwort ist naturgemäß weitaus umfangreicher und besser
bebildert] sind bemalte Kacheln; diese schmückten in Lissabon (wie auch in
anderen Orten Portugals) in alter Zeit zahlreiche Außenmauern
und Innenwände von Gebäuden und noch in jüngster Zeit wurden die U-Bahn-Stationen
damit dekoriert. Der Begriff „Azulejos“
ist nicht identisch mit dem Majolika-Begriff, doch wurden die portugiesischen
Kacheln eine Zeit lang in Majolika-Technik (d. h. auf einer deckenden weißen Zinnglasur – nicht
„Zinkglasur“ wie Mehnert schreibt-) bemalt. Allerdings
hat sich deren Wertschätzung in letzter Zeit vermindert; Mehnert beklagt in
seinem Artikel „Portugal Zechende Klosterbrüder, frivole
Kirchgänger und ein erschütterter Dichterfürst“ u. a. unzureichende
konservatorische Anstrengungen. Hier
eine umfangreiche Bildersammlung dieser portugiesischen Fayencekacheln
(hinter den einzelnen „Thumbs“ verbergen sich jeweils mehrere weitere Fotos
zu bestimmten Themen). Mehr
und schönere Fotos als bei der Google-Bildsuche findet man auf einigen
Photosharing-Seiten, z. B. bei Flickr und Picasa. |
VI.
Belletristik betr. Majolika [é] [ê] |
1. geä.
03.10.04 Nicht nur den Dom wollen die Kölner dort lassen.
Auch ihre Krimis sehen sie nur ungern aus dem Dunstkreis der Domtürme in
fremde Hände entkommen. Mehfach, wenn ich versucht habe, Brigitte Tietzels
Buch "Bei Ankauf Mord", erschienen 1999 in der Reihe "Köln
Krimis", bei Ebay zu ersteigern, hatte es mir irgendein Jeck vor der
Nase weggeschnappt!. Aber Ende Sept. 2004 hat es dann doch geklappt, das
Objekt meiner Begierde zu einem taschenbuchadäquaten Preis zu erbeuten oder
zu "ebayten". Ich
habe es also jetzt es selbst gelesen: eine entspannende, aber trotzdem
spannende Lektüre. Allzu detaillierte (kunst-)historische Informationen über
Majolika darf (und wird) der Leser nicht erwarten (beinahe mehr erfährt man
über Meißen-Porzellan), aber immerhin sind es Majolikastücke, welche als Objekte
der Begierde indirekt die Morde auslösen. Die
nachfolgende Inhaltsangabe entnehme ich der Webseite von Michael_Maye
(coelle.de), was er mir hoffentlich verzeihen wird; offenbar hat er selbst
die Besprechung ja selbst aus der Rheinischen Post Krefeld (die ihrerseits
größtenteils den Klappentext wiedergibt), sowie die Angaben zur Verfasserin,
die auf der Rückseite auch abgebildet ist, direkt aus dem Buch, übernommen: "Woher stammt die spektakuläre
Neuerwerbung im Kölner Museum für Angewandte Kunst wirklich? Eine
liebenswürdige alte Dame erkennt die italienische Kanne aus dem Besitz ihres
Vaters wieder. Dessen wundervolle Majolika-Sammlung konnte vor dem Zweiten
Weltkrieg nach Amerika gerettet werden. Dann aber kam sie auf geheimnisvolle
Weise abhanden. Nun taucht sie also plötzlich wieder auf. Kurz nach ihrer
verblüffenden Entdeckung ist die alte Lady tot. Ein Zufall? Kunsthistorikerin
Dr. Nathalie Bonhoff, von ihren Freunden Bona genannt, ist für die Keramik-Abteilung
des Museums zuständig. Sie vermutet, dass mit der Herkunft der kostbaren
Kanne irgend etwas nicht stimmt. Von Natur aus neugierig, forscht sie nun zur
Abwechslung mal nicht nur als Wissenschaftlerin, sondern - allerdings mit großem
Unbehagen - nach einem potentiellen Mörder... . Bei Ankauf Mord - ein Krimi
aus der Museumsszene, bildreich, üppig und fesselnd erzählt. Sie trifft mit
fabelhaftem Timing genau den richtigen Rhythmus, damit die Handlung in Fahrt
bleibt und die daran Beteiligten mächtig durcheinandergewirbelt werden. Das
ganze durchzieht ein köstlicher, feinsinniger Humor der Autorin. Rundum zufrieden
legt man das Büchlein danach beiseite." (Rheinische Post Krefeld).
Brigitte Tietzel ist Kunsthistorikerin und hat als freie Journalistin
gearbeitet. Sie war stellvertretende Leiterin des Deutschen Textilmuseums in
Krefeld und zuletzt sechs Jahre Direktorin des Museums für Angewandte Kunst*
in Köln. Sie lebt in Krefeld. Das Buch ist offenbar vergriffen, aber immer noch heiß begehrt: jedes Mal, wenn ich es bei Ebay zu ersteigern versuche, schnappt es mir doch irgendein Jeck vor der Nase weg!. ·
Da sammelt man auch Majolika, und es
gab auch mal einen Katalog dazu, den ich mittlwerweile sogar ebenfalls
"ebayten" konnte: "Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln (Hg.):
Majolika. Bearbeitet von Brigitte Klesse. Köln, Kunstgewerbemuseum, 1966.
(Bd. 2 d. R. "Kataloge des Kunstgewerbemuseums Köln"), Groß-Oktav.
188 S. + 5 Farbtafeln in der Einleitung. + 22 Tfn. (davon 1- farbig) im Anh.
Brosch. 20 S. Bildtafeln im Anhang. Der Katalog enthält eine umfangreiche
Bibliographie (11 S. und ein doppelseitiges "Formenverzeichnis" der
Teller und Schalen. Die jeweilige Nr. ist bei der Katalogbeschreibung
angegeben, so dass man sich die Fotoabbildungen der Objekte in räumliche
Vorstellungen übertragen kann. Der Katalogtitel "Majolika" ist
alerdings irreführend, weil der Katalog mehr als zur Hälfte Keramik des
islamischen Formenkreises enthält (Persien, Mesopotamien, Syrien, Türkei und
teilweise Spanien). Außergewöhnliche Stücke an italienischer Majolika sind
mir bei oberflächlicher Durchsicht nicht aufgefallen, doch kenne ich leider
das Museum selbst nicht; vielleicht hat man ja auch zwischenzeitlich weitere
Objekte angekauft. Die schwarz-weißen Abbildungen sind, von den wenigen
Tafeln abgesehen, schematisch (wie in dem Braunschweiger Katalog von Klesse). |
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2. |
1.
Capolavori
della Maiolica Rinascimentale: dieser Link führt Sie zum kompletten
Katalogtext (und die Abbildungen sind auch in einem "Album" auf
einer Webseite übersichtlich zusammengefasst) einer Ausstellung in Montelupo
Fiorentino (einem Ort bei Florenz mit einer langen Keramiktradition;
insbesondere wurde dort schon in der Renaissancezeit Majolika mit volkstümlichem
Dekor, naive Malerei quasi, hergestellt) aus dem Jahre 2002. Einer längeren Einführung u. d. T. "Art and
civil life: the bases of the “renaissance of maiolica” in florentine area
(1380-1470)" folgen die Abschnitte "Typologies and documents" und "The maiolica of Montelupo. Florentine
itineraries." Eine Bibliographie am Schluss gibt es auch. – 26.07.05 |
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2.
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Für
den gezielten Rückweg nach oben noch einmal die Links zu den einzelnen
Kapiteln:
I. Allgem. Werke
über Keramik; Lexika II. Allgem. Werke
über Majolika, einz.
Epochen
III. Majolikasammlungen
(Länder, Museen, Private) IV. Auktionskataloge
V. Sonstiges
(Reiseführer, einzelne Orte, Werkstätten, Künstler u.a.) VI. Belletristik
... und hier möchte ich meine Besucher zu
Seitensprüngen verleiten: